Auf LinkedIn lese ich derzeit viele Beiträge rund um Recruiting. Das Spektrum ist vielfältig und reicht von Bewerbungsprozessen und „Candidate Experience“ über den Einsatz von KI bis hin zu Themen wie Altersdiskriminierung.
Als erfahrene Recruiterin mit Einblick in unterschiedlichste Organisationen möchte ich meine Sicht aus der Praxis teilen. Zunächst mit dem Blick darauf, welche Rolle Erfahrung beim Recruiting spielt.
Ein Phänomen, das mir dabei immer wieder begegnet, ist das folgende: Bewerber*innen, die fachlich und vom persönlichen Hintergrund her sehr gut passen, erhalten keine Einladung zum Gespräch. Stattdessen erhalten sie eine sehr allgemein formulierte Standardabsage oder manchmal auch gar keine Rückmeldung. Und das betrifft nicht nur Berufseinsteiger*innen, sondern ebenso erfahrene Fach- und Führungskräfte.
Hier stellt sich die Frage: Woran liegt das?
In vielen Unternehmen und Personalberatungen wird Recruiting gerne als Einstiegsfeld für HR-Neulinge oder fachfremde Quereinsteiger*innen gesehen. Sie übernehmen die Verantwortung für Ausschreibungen und Bewerbungsprozesse oft ohne ausreichende Einarbeitung oder erfahrene Begleitung.
Natürlich müssen neue Kolleg*innen auch im Recruiting lernen dürfen. Gleichzeitig ist die Auswahl der richtigen Kandidatinnen und der erste persönliche Kontakt mit Bewerbenden zu wichtig, um sie ohne fundierte Erfahrung allein zu übernehmen.
Denn Recruiting ist keine administrative Pflichtaufgabe, sondern strategische Beziehungsarbeit und hoch relevant für den Unternehmenserfolg. Es braucht Menschenkenntnis, ein gutes Gespür für das, was nicht im Lebenslauf steht, und ein tiefes Verständnis für Diversität in all ihren Dimensionen. Erfahrene Recruiter*innen erkennen Potenziale abseits des Standards, hinterfragen Automatismen und treffen Entscheidungen nicht nur auf Basis von Keywords.
Und auch der technologische Aspekt kommt hier ins Spiel.
Der Einsatz von CV Parsing Tools bringt zweifellos Effizienz, birgt jedoch auch Risiken. Wenn Algorithmen ausschließlich nach starren Begriffen oder formalen Stationen filtern, fallen spannende Profile schnell durchs Raster. Besonders Kandidat*innen mit unkonventionellen Karrieren, Branchenwechseln oder Lücken im Lebenslauf werden so leicht aussortiert. Hier braucht es einen kritischen, menschlichen Blick und die Erfahrung, um Lebensläufe richtig einzuordnen.
Respekt und Wertschätzung im Prozess bleiben entscheidend, auch, oder gerade, in einem sich wandelnden Arbeitsmarkt und einer zunehmend komplexen Welt.
Wer individuelle, sorgfältig erstellte Bewerbungen erwartet, sollte im Gegenzug mehr liefern als eine standardisierte Absage. Keine Rückmeldung ist keine Option, denn sie beschädigt die Candidate Experience und letztlich die Arbeitgebermarke.
Mein Fazit: Recruiting ist mehr als das bloße Besetzen offener Stellen. Es ist strategische, operative und kommunikative Arbeit – und gehört deshalb in erfahrene Hände.
Was meinst du, welche Erfahrung braucht es im Recruiting? Welche Tools kommen bei dir zum Einsatz?
Möchtest du dich weiter darüber austauschen? Dann melde dich bei mir: